Flow I – Der Schlüssel zur Bestleistung

Wie könnt ihr eure persönliche Bestleistung erreichen? Wenn ein Sportler seine Leistungsspitze abruft, dann befindet er sich regelmäßig in einem Zustand der als „Flow“ bezeichnet wird. Dieser Zustand ist der Schlüssel zu optimaler Leistung im Tischfußball und auch anderen Lebensbereichen. Der heutige Artikel ist der erste in der Reihe zum Thema Flow und bietet einen Einstieg in das Thema.

Wann wart ihr das letzte Mal im Flow?

Damit ihr wisst, was ich mit Flow meine, denkt einfach an eure eigenen Spiele aus den letzten Wochen oder Monaten. Bei welchen Spielen habt ihr euer bestes Spiel gespielt und habt eure Leistungsspitze erreicht? Wenn ich mich an meine besten Spiele erinnere, dann habe ich regelmäßig den Anfang des Spiels und auch die Momente direkt nach dem Spiel vor Augen. An die Zeitspanne dazwischen kann ich mich jedoch nur bruchstückhaft erinnern. Wenn mir überhaupt noch etwas Konkretes einfällt, dann sind es besonders wichtige Bälle oder Diskussionen. Auf jeden Fall etwas, das aus dem normalen Spielverlauf heraussticht. Das liegt nicht daran, dass das Spiel zeitlich zu weit weg ist. Auch direkt nach solchen Spielen, kommt mir das gerade erlebte Spiel wie hinter einem Schleier vor. Als hätte gar nicht ich selbst das Spiel gespielt, als wäre mein Körper auf Autopilot gewesen.

Diesen Zustand bezeichnet man in der Sportwissenschaft auch als Flow. Damit ist der Zustand gemeint, in dem sich Körper und Geist optimal auf das Spiel einlassen. In diesem Zustand ist man voll und ganz im Moment des Spiels. Man denkt nicht über die Zukunft oder Vergangenheit nach. Es ist ein Zustand der optimalen Konzentration. Dabei sind besondere Phänomene in Bezug auf Kopf und Körper festzustellen.

Der mentale Zustand im Flow

Im Flow nimmt man viele Dinge nicht mehr bewusst wahr, weil das
Unterbewusstsein einen Großteil der Handlungen steuert. Daher kommt es einem auch manchmal so vor, als würde man gar nicht selbst am Tisch stehen. Manchmal ist man sogar von den eigenen Aktionen überrascht, weil man sie in der Qualität gar nicht erwartet hätte. Dieser Umstand ist auf die Leistungsfähigkeit unseres Unterbewusstseins zurückzuführen.

Der Mensch bildet sich zwar häufig viel darauf ein, einen überlegenen Verstand zu haben. Allerdings kann das Bewusstsein nur eine sehr begrenzte Anzahl an Informationen verarbeiten und Handlungen steuern. Beweis dafür sind die unzähligen Handlungen im Alltag, welche wir nicht mehr bewusst steuern. Das Atmen z.B. geschieht vollständig automatisch.

Manche Dinge stoßen wir bewusst an, denken aber über die konkrete Ausführung nicht wirklich nach. Dies ist beim Lesen der Fall. Dabei sollte man sich jedoch vor Augen führen, was für eine ungeheure Leistung dies für das Gehirn ist. Als man Lesen gelernt hat, musste man sich auf jeden Buchstaben einzeln konzentrieren und Worte langsam zusammenfügen. So konnte man nach und nach und äußerst mühsam Sätze oder ganze Texte lesen. Mittlerweile kann man ganze Wörter oder Satzteile auf einmal wahrnehmen. Die intellektuelle Leistung, welche euer Gehirn vollbringt, während ihr diese Worte lest, ist wirklich beeindruckend. Gerade weil dies alles scheinbar automatisch geschieht, ohne das ihr euch besonders anstrengen müsst.

Genau auf dieses Prinzip greifen wir auch im Flow zurück. Man muss nicht mehr über die Ausführung der einzelnen Pässe oder Schüsse nachdenken. Die Aktionen kommen gewissermaßen automatisch. Auch die Entscheidungsfindung findet abwechselnd durch gezielt gesammelte Informationen oder aufgrund eines Gefühls statt. All die vergangenen Stunden im Training oder auf Turnieren haben zahlreiche viele Eindrücke und Informationen in unserem Unterbewusstsein hinterlassen. Egal ob es um die Ausführung von einzelnen Aktionen geht oder um Informationen im Bezug auf bestimmte Deckungen etc. Der Körper bedient sich in diesen Momenten also nicht nur der Leistung des Bewusstseins, sondern er hat Zugriff auf weitreichende Kapazitäten des Unterbewusstseins. Daher kommt die außerordentliche gedankliche Leistungsfähigkeit im Flow.

Der physische Zustand im Flow

Doch auch beim körperlichen Zustand sind einige interessante Beobachtungen zu machen. Man könnte denken, dass für eine besonders gute Leistung auch eine besondere Anstrengung des Körpers nötig ist. So versucht man manchmal einen Sieg durch besondere Aggressivität am Tisch zu erzwingen. Wenn man gut verteidigt wird, erhöht man den Druck auf den Ball oder versucht die Pässe mit mehr Kraft zu Spielen etc. Doch besondere Kraftanstrengungen sind im Flow gar nicht nötig.

Als Beweis dafür kann man sich Profisportler angucken, wenn diese ihr Leistungsmaximum abrufen. Wenn Novak Djokovic innerhalb von Bruchteilen von Sekunden auf einen Ball des Gegners reagiert, dann wirken seine Bewegungen zwar Pfeilschnell, aber dennoch entspannt. Wenn Michael Jordan in letzter Sekunde den Siegtreffer erzielt hat, dann war in seinem Gesicht eine fast schon entspannte Konzentration zu sehen. Wahrscheinlich habt ihr das auch schon bei euch selbst beobachtet. Wenn man im Flow ist, hat man nicht das Gefühl besonderer körperlicher Anstrengung. Sicherlich empfindet man eine gewisse Anspannung und Konzentration, doch diese gehen nicht über ein angenehmes Maß hinaus. Man befindet sich im Flow in einer Art erwartungsvollen Grundspannung.

Der Körper bedient sich in solchen Momenten nur genau der physischen Kapazitäten, die notwendig sind, um die erforderliche Handlung auszuführen. Nicht mehr und nicht weniger. Beim Tischfußball kann man das manchmal bei fliegenden Bällen beobachten. Es gibt Spieler, die durch möglichst viel Arbeit den Ball beeinflussen wollen. Andere Spieler machen scheinbar minimale Bewegungen und stehen dann genau dort, wo der scheinbar unvorhersehbar abgefälschte Ball landet. Das Unterbewusstsein hat in diesem Moment die Laufbahn des Balles antizipiert und dadurch musste die eigentliche Bewegung der Puppe nicht mehr sonderlich groß sein.

Ausblick

Das Thema Flow ist ein wenig umfangreicher als andere Themen. Deshalb werde ich in den kommenden Wochen eine Reihe von Artikeln zu diesem Thema erstellen. Die zentralen Fragen sind dabei:

Wie komme ich in den Flow? Dabei gehe ich insbesondere auf die physischen und mentalen Voraussetzungen für diesen Zustand ein.

Wie steure ich mich im Flow? Wie oben beschrieben, geschehen viele Dinge im Flow unterbewusst. Jedoch kann man die eigenen Handlungen bis zu einem gewissen Grad steuern und während eines Spiels sogar zwischen Flow und bewusster Analyse hin- und herwechseln.

Wie bleibe ich im Flow? Die erfolgreichsten Spieler wissen nicht nur, wie sie selbst in den Flow kommen. Vielmehr wissen sie auch, wie sie ihre Gegner aus dem Flow rausbringen, wenn dieser ihn erreicht hat. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Gegner aus dem Flow zu bringen, doch ebenso kann man sich dagegen wappnen, um im Flow zu bleiben.


Kommentare

Eine Antwort zu „Flow I – Der Schlüssel zur Bestleistung“

  1. […] ihr den ersten Artikel gelesen habt, habt ihr euch wahrscheinlich an eureletzten Flow-Momente erinnert. Wie ich es im […]

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