
Vielleicht kommt euch die Situation beim Rausspiel bekannt vor: ihr haltet im Einzel einen Ball vom Gegner und habt danach nicht so wirklich einen Plan, was ihr damit machen sollt und vor allem warum? Wenn das auf euch zutrifft, ist dieser Artikel genau der richtige für euch! Denn heute dreht sich alles um das Rausspiel beim Kickern im Einzel. Welche Möglichkeiten gibt es, welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Optionen und welches Rausspiel solltet ihr am Ende für euer Spiel und die Spielsituation wählen?
Welche Möglichkeiten gibt es?
Zunächst kann man zwischen zwei Dingen unterscheiden. Entweder man schießt und versucht im besten Fall ein Tor zu erzielen, oder man passt den Ball 2 auf 5. Beim Schießen kann man sich zwischen verschiedenen Schüssen entscheiden. Am populärsten sind wahrscheinlich Pullshot, Pushshot, Rechtslang und das Mittelsystem. Beim Spiel von 2 auf 5 ist die meistgenutzte Option der Brushpass in verschiedenen Variationen, vereinzelt ist auch manchmal ein Kantenpasssytem zu sehen. Für welches System man sich dabei entscheidet hängt von verschiedenen Faktoren ab, welche im nächsten Abschnitt beleuchtet werden.
Schießen aus dem Verteidigerbereich
Zunächst befassen wir uns mit den Vor- und Nachteilen vom Schießen aus dem Verteidigerbereich beim Kickern. Der erste Vorteil der ins Auge springt ist, dass diese Möglichkeit aus sich heraus regelmäßig eine größere Torgefahr ausstrahlt als ein Passsystem. Gerade dadurch, dass der Gegner im Einzel nur zwei Hände zum Bedienen seiner vier Stangen hat, ergeben sich häufig Lücken und Möglichkeiten, welche im Doppel nicht existieren. Ein Tor von hinten zu erzielen, ist im Einzel also einfacher als auf eine abgestimmte Deckung im Doppel.
Ein weiterer Vorteil kann sein, dass ein geblockter Schuss nicht automatisch schlecht für euch sein muss. Wenn ihr z.B. einen Rechtslang mit voller Wucht auf den Torwart schießt, welcher vom Gegner nicht festgehalten wird, kann der Ball trotz Block genauso gut noch reingehen. Generell fliegen dadurch beim Schießen mehr Bälle unkontrolliert über den Tisch. Wenn ihr einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Gegner habt, dann können viele gute Dinge aus solchen unkontrollierten Aktionen entstehen. Z.B. könnt ihr den Ball auf der 3 fangen oder durch einen schnellen Reflex den Rebound von einem geblockten Schuss in ein Tor verwandeln. Umgekehrt kann euch dies natürlich ebenso gut zum Verhängnis werden. Ein umherfliegender Ball kann vom Gegner unter Kontrolle gebracht werden oder direkt ins Tor geblockt werden, wenn ihr nicht reaktionsschnell genug seid.
Passen 2 auf 5
Demgegenüber verfolgt das Passspiel 2 auf 5 einen ganz anderen Ansatz beim Kickern. Es ist nicht darauf ausgelegt, direkt Tore zu erzielen. Auch wenn es zahlreiche Möglichkeiten gibt, mit der linken Hand von der 2 Tore zu schießen. Beim Passspiel von 2 auf 5 nimmt man unheimlich viel Geschwindigkeit aus dem Spiel. Es gibt weniger umherfliegende Bälle und weniger unkontrollierte Aktionen. Wenn ihr bei sowas öfter den Nachteil habt, dann könnte das Passspiel euch weiterhelfen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Gegner weniger Spielanteile bekommt. Das klingt erstmal banal, kann aber Auswirkungen haben. Wenn ein Spieler von hinten schießt und der andere passt, dann wird der zweite Spieler über mehrere Sätze betrachtet länger den Ball kontrollieren. Dies ermöglicht es ihm, dem Spiel seinen Rhythmus aufzudrücken und dadurch die Geschwindigkeit zu bestimmen. Der Gegner wird dadurch beeinflusst, weil er seltener den Ball hat und gefühlt nur noch verteidigt. Dadurch kann man also auch psychologisch Druck auf den Gegner aufbauen. Doch sollen hier nicht nur die positiven Eigenschaften dargestellt werden.
Ein klarer Nachteil vom Passspiel von 2 auf 5 ist, dass es für sich genommen keinen Erfolg bringt. Denn bei einem erfolgreichen Pass ist der Ball eben nicht im Tor des Gegners, sondern gerade mal auf der eigenen 5. Dies bedeutet, dass man immer noch 5 auf 3 durchlegen muss und danach auch noch ins Tor schießen muss. Dies bedeutet zusätzliche Konzentration und vor allem Geduld, die man aufbringen muss. Gerade wenn man vom Gegner gut gehalten wird, kann es ziemlich frustrierend sein, wenn man zwar das Spiel kontrolliert und viele Bälle auf der 3 hat, aber einfach zu wenige Tore schießt.
Welches ist euer Rausspiel?
Damit kommen wir auch schon zu dem Punkt, für welches Rausspiel man sich im Einzel entscheiden sollte. Wie so häufig gibt es kein pauschales Patentrezept beim Kickern. Beide Möglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile und ihr müsst gucken, wo ihr euch am meisten wiedererkennt. Seid ihr eher ein schneller Spieler und habt sowieso schon einen guten Pullshot oder Rechtslang? Dann spricht viel für das Schießen aus dem Verteidigerbereich. Seid ihr eher der systematische Spieler und wisst oft nicht so richtig, was ihr mit den gehaltenen Bällen machen sollt? Dann guckt euch doch mal ein 2 auf 5 System an und trainiert es.
Vielleicht ist es sogar sinnvoll, gegen verschiedene Gegner und in verschiedenen Spielsituationen das Rausspiel entsprechend anzupassen? Das findet ihr am besten heraus, indem ihr eure Spiele analysiert. Versucht, euch selbst beim Kickern zu beobachten und merkt euch, was mit den Bällen, die ihr gehalten habt, passiert. Wenn ihr schießt und viele Bälle beim Gegner auf der 3 landen, könnte ein Passsystem etwas für euch sein. Wenn ihr 2 auf 5 spielt und danach vom Gegner zu gut verteidigt werdet, dann könnte das Schießen die bessere Option sein. Beobachtet euch selbst und experimentiert ein bisschen.
Wenn ihr euch für eine Sache entschieden habt, dann gebt dieser auch ein bisschen Zeit. Bei mir hat es ca. ein Jahr gedauert, bis ich mein Rausspiel halbwegs erfolgreich gegen verschiedene Gegner spielen konnte. Wenn ihr also in den ersten Spielen oder Turnieren keinen Erfolg mit eurem neuen Rausspiel habt, dann werft nicht gleich das Handtuch. Entscheidend ist beim Kickern in jedem Fall Ausdauer und Training auf dem Weg zum Erfolg. Hoffentlich haben euch diese Gedanken bei der Suche nach eurem Rausspiel ein bisschen weitergeholfen.
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