
Heute geht es um die Frage, ob wirklich der Satzball der wichtigste Punkt in einem Satz ist? Welcher Ball könnte noch wichtiger sein? Warum ist das so und was kann man tun, um ihn zu gewinnen?
Die offensichtliche Antwort
Intuitiv werden viele wahrscheinlich sagen, dass die Frage ganz einfach zu beantworten ist. Natürlich ist der Satzball der wichtigste Ball in einem Satz. Denn ohne dieses Tor kann man eben nicht gewinnen. Vom Ergebnis her betrachtet, hat man damit natürlich auch recht. Nichts führt an diesem letzten Tor vorbei. Allerdings ist dieser Umstand auch allen Spielern am und neben dem Tisch klar, weil er eben gerade so offensichtlich ist. Deshalb empfinde ich von einem psychologischen Standpunkt her einen anderen Ball als wichtiger. Konkret meine ich den vorgezogenen Satzball, welcher den eigentlichen Satzball erst ermöglicht. Bei einem Satz bis fünf dementsprechend das vierte Tor.
Der vorgezogene Satzball
Doch warum ist das so? Dieser vorgezogene Satzball versetzt euch in die Lage, den Satz mit nur einem weiteren Tor zu gewinnen. Dies ist in diesem Moment auch dem Gegner klar. Damit baut ihr durch dieses Tor unmittelbar Druck auf den Gegner auf, der ab diesem Moment direkt gegen die Niederlage des Satzes oder gar des ganzen Spiels ankämpft. Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass der Gegner vor diesem letzten Ball häufig eine verringerte Aufmerksamkeit an den Tag legt. Genau darin liegt eure Chance. Häufig werden diese Bälle von beiden Seiten mit einer gewissen Nachlässigkeit gespielt, weil der vorgezogene Satzball ja noch nicht unbedingt den Verlust des Satzes bedeutet. Wenn ihr euch diese Nachlässigkeit allerdings nicht erlaubt, dann habt ihr in diesem Moment einen entscheidenden Vorteil gegenüber eurem Gegner. Einen vorgezogenen Satzball gibt es in verschiedenen Situationen.
Offensive Situationen
Zunächst ein paar Gedanken zu den offensiven Situationen, also wenn ihr selbst in Führung seid oder gehen könnt. Am wichtigsten ist der vorgezogene Satzball natürlich bei besonders knappen Sätzen. Damit meine ich Spielstände wie 3:2 und 3:3. Beim 3:2 ertappe ich mich z.B. manchmal dabei, dass ich es als gar nicht als so wichtig empfinde, wer das nächste Tor schießt. Auf den ersten Blick befindet man sich zwar in Sicherheit, weil man in Führung liegt und es im schlimmsten Fall durch den aktuellen Ball zu einem 3:3 Unentschieden kommen kann. Doch lässt sich diese Situation auch anders betrachten. Das Tor beim 3:2 entscheidet darüber, ob man beim 4:2 nur noch ein weiteres Tor benötigt, während der Gegner drei weitere Tore schießen muss ODER man beim 3:3 dem Gegner ein Unentschieden schenkt und ihm damit aus einem klaren Nachteil heraus hilft. Aus diesem Grund darf der Ball beim 3:2 meiner Ansicht nach keinesfalls leichtfertig gespielt werden. Denn er bedeutet regelmäßig die Vorentscheidung des Satzes. Ein 2:4 Rückstand ist nur sehr schwer aufzuholen, wohingegen beim 3:3 Unentschieden das Ergebnis des Satzes völlig offen ist.
Manchmal ertappe ich mich auch beim 3:3 bei ähnlichen Gedanken. Egal wer das nächste Tor schießt, der Satz kann immer noch von beiden Seiten gewonnen werden. Das stimmt zwar grundsätzlich auch, dabei übersieht man jedoch zwei wichtige Faktoren. Zum einen bedeutet der Verlust des vorgezogenen Satzballs in diesem Moment einen großen Druck auf das eigene Spiel, weil der Gegner mit dem nächsten Ball bereits das Spiel gewinnen kann. Die Auflage, die man beim Stand von 3:4 hat ist also allein dadurch schon weniger wert. Zum anderen schenkt man dem Gegner die Auflage für den Fall, dass es überhaupt zu einem 4:4 kommt. Sicherlich ist auch der Gegner in dieser Situation unter größtem Druck. Allerdings ist die Auflage beim Tischfußball ein entscheidender Vorteil. Immerhin kann der Spieler mit der Auflage das Spiel beenden, ohne dass der Gegner nochmal den Ball berührt. Dieser Vorteil sollte nicht leichtfertig für den 4:4-Ball an den Gegner abgegeben werden.
Defensive Situationen
Daneben gibt es den vorgezogenen Satzball auch in defensiven Situationen, also wenn ihr selbst im Rückstand seid und den vorgezogenen Satzball verhindern wollt. Auch hier sind die knappen Sätze wieder besonders wichtig, damit meine ich insbesondere den Spielstand 2:3. Die Bedeutung des Balles beim 2:3 habe ich eben gerade schon aus der anderen Perspektive beschrieben. Wenn ihr in dieser Situation zurück liegt, habt ihr die Chance, mit einem 3:3 eine fast gleichwertige Ausgangslage zu schaffen. Ein 2:4 Rückstand hingegen ist regelmäßig kaum aufzuholen.
Der versteckte Vorteil
Im Ergebnis ist also nach wie vor der Satzball der wichtigste Ball. Allerdings kann euch der Fokus auf den vorgezogenen Satzball den entscheidenden Vorteil gegenüber dem Gegner bieten. Wenn das vermeintliche Satzende noch fern zu liegen scheint, nehmen Spieler den aktuellen Ball häufig nicht so ernst. Darin liegt die Chance, entsprechende Aufmerksamkeitsschwächen oder Leichtfertigkeit des Gegners auszunutzen. Gerade beim Spielstand von 3:2, 3:3 und 2:3 kann der Satz durch das nächste Tor bereits vorentschieden werden. Wenn ihr euch dies bewusst macht, fällt es euch das nächste Mal sicher einfacher, den Ball mit fast der gleichen Intensität zu spielen wie den eigentlichen Satzball.
Auf wesentliche Gedanken dieses Artikels wurde ich durch das Buch „Winning Ugly“ von Brad Gilbert gebracht. Dieses Buch hat mir auch bei vielen anderen Aspekten geholfen, mein Spiel zu verbessern. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, schaut gern in meine Kurzbeschreibung zu dem Buch.
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